Inhalt: Verdammt, kennen Sie Mökelen, jenes Städtchen, abseits der Straße gelegen, auf der die Hauptstädter ihren Sommerfreuden an Düne und Meer entgegenfahren? Ein ausgedehnter Wald gehört zu Mökelen, Tannen, Buchen und andere Bäume. Dorthin also hat ihn Chefredakteur Nethe geschickt. Er, das ist Georg Bannert, weitgereister Reporter und - das ist für den Fortgang (oder die Fortfahrt) der Handlung nicht ganz unwichtig - Junggeselle. Wieso genau das für diese Geschichte von Görlich wichtig ist, wird man später erfahren. Vorerst aber ist Bannert unterwegs - nach Mökelen und ein bisschen zu schnell, so dass der Rasende Reporter bald einen Nachruf in seiner eigenen Zeitung bekommen hätte, eine Anzeige in der Zeitung. Er hat den Auftrag, mal wieder eine anständige Sache hinzulegen, eine mit Pfiff, und zwar mal was ganz Besonderes über eine Frau zu schreiben. Deshalb also war er unterwegs nach Mökelen. Und Nethe hatte auch irgendwie angedeutet, wie er sich diesen Text seines Reporters vorstellt - jedenfalls so ungefähr: Man muss über die Frauen mehr schreiben, weißt du ... Aber eben anders ... In so einer Geschichte muss was drin sein, was in den Frauen wirklich drin ist ... Die meisten Frauen wissen überhaupt nicht, wie gut sie sind. Sie denken, wie ich's dort in der Zeitung lese, so bin ich nicht. Das sind ja Fabelgestalten, Wunderfrauen. Also tauge ich nicht viel ... Dann erzählte der Chefredakteur, dass es in einer kleinen Stadt mit dem Namen Mökelen eine Frau geben solle, über die man was ganz Tolles schreiben könne und wegen der es sich allein schon gelohnt habe, dass der alte Bebel sein Buch über die Frau und den Sozialismus schrieb. So langsam wurde Bannert neugierig auf Mökelen und auf die Frau dort, die, wie er nun noch hörte, Bürgermeisterin in der Stadt sei. 'Weißt du, so was muss man mal richtig aufwickeln. Bürgermeisterin, kleine Stadt, verschiedenartige Probleme. Wie funktioniert das alles? Nicht nur in der Stadt. Auch bei ihr. Sie soll eigenwillig sein, hat dem Bezirk schon anständige Nüsse zu knacken gegeben. Nun wissen die dort noch nicht genau, sollen sie loben oder kritisieren. 'Jetzt kannst du mal zeigen, ob du überhaupt was kannst.' Soweit der Chefredakteur zu seinem Reporter, der da noch nicht ahnt, dass er gleich zwei Pannen hintereinander erleben wird - eine Autopanne und eine journalistische Panne. Denn die viel gelobte und viel gescholtene Bürgermeisterin stellt sich als gestrenge Obrigkeit heraus und als - aber das müssen Sie schon selber lesen ... Schlagworte:FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FS Familienleben, FXD Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 339 S. ISBN: 978-3-96521-673-0
Inhalt: 'Ihr wisst es, wie es kam. Es musste nicht so kommen.' Diesen Gedanken des früheren expressionistischen Dichters und späteren ersten DDR-Kulturministers Johannes R. Becher hat Görlich diesem 'Roman einer Familie' vorangestellt. Die Familie ist die Berliner Arbeiterfamilie Wegener. Vor allem aber ist es der Roman der beiden Söhne Arthur und Willi. Die Handlung setzt im Frühjahr 1939 ein: Wie das Radio berichtet, ist die deutsche Wehrmacht im Schneegestöber in Prag einmarschiert - am 15. März 1939. Arthur und Willi arbeiten zu dieser Zeit in der gleichen Bude, in den Temler-Werken, wo Flugzeugmotoren produziert werden und die bald zu einem nationalsozialistischen Kriegsmusterbetrieb aufgebaut wird. Die Risse in der Familie zeigen sich sehr deutlich an einem Maisonntag 1939, als Vater Hermann Wegener 60 wird und ein bisschen gefeiert wird. Auch Arthur und Willi und ihre Frauen kommen zu Vaters Ehrentag - aber nicht gemeinsam. Es wird Bier getrunken und vorsichtig geredet, um nichts Falsches zu sagen. Doch es kommt trotzdem zum heftigen Streit: Vera sagte, als die kleine Monika ins Zimmer kam und sich an sie schmiegte: 'Wie schön es heute die Kinder haben, Vater. Wenn du an deine Kinderzeit zurückdenkst, nicht? Ach, wie schön es unsere haben.' Alle sahen auf Monika, auf ihr Stupsnäschen und nickten. Nur Arthur sagte: 'Hoffentlich haben es die Kinder noch lange so, hoffentlich.' Eigentlich war das keine besonders überlegte Bemerkung. Es waren nur seine Gedanken, die er aussprach, weil er manches wusste und ahnte. Er wollte auch keinen damit treffen. Willi warf den Kopf hoch, und erregt fragte er: 'Was meinst du damit?' Die Frage ließ alle aufhorchen. Arthur hätte jetzt sagen können, dass er das ganz allgemein gemeint habe. Aber als er die Wut in Willis Blick bemerkte, den vor Spannung halb offnen Mund der Vera sah, die noch immer die Hand auf dem Wuschelkopf der Monika liegen hatte, diese saubere und gesunde deutsche Familie, da sagte er: 'Ich meine, man jagt uns dem Krieg entgegen.' Er fuchtelte mit den Händen in der Luft umher und schrie: 'Du bist immer der gleiche, du bist ein Hetzer.' Schon immer habe er schweigen müssen, weil der Herr Bruder die Weisheit mit Löffeln gefressen habe. Im Werk müsse er Angst haben, schief angeguckt zu werden und sich mit seinen Vorgesetzten zu verfeinden. Alles setze er, der fanatische Kommunist, aufs Spiel, die ganze Familie bedrohe er. Er habe keine Kinder, werde wohl nie welche haben, deshalb könnten er und Maria so sein. Schlagworte:FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FS Familienleben, FV Historischer Roman, FXL Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Tod, Trauer, Verlust, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 841 S. ISBN: 978-3-96521-687-7
Inhalt: Der 1957 veröffentlichte 'Schwarze Peter' war das erste Jugendbuch von Günter Görlich. 1958 wurde er dafür mit dem Jugendbuchpreis des Ministeriums für Kultur der DDR ausgezeichnet. Peter, die Hauptfigur, hat keine Eltern mehr, er lebt bei seiner Großmutter - der einzige Mensch, der gut zu ihm ist - und er soll jetzt bei einer großen Sache mitmachen - ansonsten hauen wir dich zusammen, sagt Bruno. Und Peter weiß, dass das stimmt. 'Mach keinen Unsinn', sagt Bruno versöhnlich und streift mit einem Ruck seine Kapuze vom Kopf, 'wir drehen ein Ding, da ist alles dran.' Aus der Tasche seiner Tarnjacke holt er ein paar zerknitterte Geldscheine. 'Hier, kauf dir was.' Peter hatte Bruno auf dem Schwarzmarkt kennengelernt: Das war gleich nach dem Unglück mit Ente. Aus den Trümmern hatte ich eine alte Küchenwaage geholt, und die wollte ich verkaufen. Sie war ganz schön verbeult, und ich brachte sie erst in Ordnung. Großmutter putzte sie blank. Eine Frau wollte sie mir für zehn Mark abkaufen. Ich tippte an die Stirn und sagte nur: 'Hundert Mark ist sie wert in unserer Zeit.' Die Frau wollte mir eine kleben, aber sie hat es doch nicht getan. Für achtzig Mark wurde ich die Waage los. Als ich gerade verschwinden wollte, stieß mich jemand an. Vor mir stand ein großer Kerl mit einer grauen Militärmütze auf dem Kopf. Ich hielt mein Geld in der Tasche fest. 'Brauchst keine Angst zu haben', sagte der Große, 'ich will dein Geld nicht haben.' Er hatte zugesehen, wie ich die alte Waage verkauft hatte. Er sagte: 'Mensch, ich hätte mich schieflachen können, als du den Preis für das rostige Blechding bis auf achtzig Mark hochgeschraubt hast.' Er wollte mit mir ein Geschäft machen: 'Mir fehlt dein Talent zum Handeln, dafür habe ich aber einen Haufen Zeug zum Verkaufen. Natürlich nicht solch alten Plunder wie deine rostige Waage', sagte er. Seit dieser Zeit verkaufe ich für Bruno allerhand Zeug auf dem schwarzen Markt. Vom Verdienst bekomme ich etwas ab. Aber ich sehe schon zu, wo ich bleibe. Genau braucht Bruno nicht zu wissen, was ich so aus den Sachen herausschlage. Das große Ding, von dem Bruno gesprochen hatte, sind zum Beispiel Laubeneinbrüche. Während die anderen weglaufen können, wird Peter geschnappt und fürchtet, jetzt nach Sibirien zu kommen. Stattdessen kommt Großmutter, die sehr krank ist, ins Krankenhaus und ihr Enkel in ein Kinderheim. Doch als es ihr wieder besser geht und sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, kommt auch Peter wieder zurück nach Hause nach Berlin. Schlagworte:FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FS Familienleben, FXB Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Heranwachsen, FXD Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, FXN Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 606 S. ISBN: 978-3-96521-677-8
Inhalt: Damals, Anfang der Achtzigerjahres des vorigen Jahrhunderts, als dieses Buch erstmals veröffentlicht wurde, gab es noch Telegramme - Botschaften in Kurzfassung, im Telegrammstil eben. Und es gab noch Räte der Kreise und deren Vorsitzende. Ein solcher ist, im Norden der damaligen Republik, Norbert Weiß geworden. Von dem erhält der Erzähler eben eine solche Bitte im Telegrammstil, die manches sagt, aber eben nicht alles, und die für den Empfänger zunächst rätselhaft bleibt: Muss Dich unbedingt sprechen. Erfolgt keine Absage, bin ich morgen, Donnerstag, den 12. 2., um 15.00 Uhr bei Dir im Institut. Gruß Wolfgang Weiß Der Erzähler und jener Wolfgang Weiß sind alte Bekannte, seit Neunzehnhundertzweiundsechzig oder dreiundsechzig, hatten sich aber lange nicht gesehen. Ihr letzte Begegnung lag fünf oder sechs Jahre zurück, in der Mitte der Siebzigerjahre. Dieses Telegramm beschwört Spannung und Unruhe herauf, und es leitet für den Genossen Karras, Klaus Karras, so der vollständige Name des Erzählers, - und damit auch die Leserinnen und Leser - einen unruhigen und auch aufregenden Zeitabschnitt ein. Da keine Absage erfolgt, trifft Wolfgang Weiß pünktlich auf die Minute, am 12. Februar bei Karras ein. Er trug einen Halbpelz und eine Pelzmütze, der man die Moskauer Herkunft sofort ansah. Der Gast kommt gleich zur Sache und bittet Karras um Hilfe: 'Meine Frau hat mich verlassen. Vor drei Wochen. Ich begreife nicht, warum sie weggegangen ist. Sie ist hier in Berlin.' Diese Frau, das ist Monika Möglin, der sich nach Ansicht von Karras, der einst ihr Mentor gewesen war, eine großartige Entwicklungsmöglichkeit geboten hätte, wenn nicht Weiß ... Das Einzige, was Frau Weiß ihrem Mann beim abschiedlosen Weggang hinterlassen hatte, war ein langer, nachdenklicher Brief, in dem sie schreibt: 'Ich gehe fort, weil ich anders leben will. Bliebe ich hier, wäre eigentlich mein Leben beendet. Vielleicht sind das zu große Worte, ich weiß aber keine treffenderen. Einen anderen Mann gibt es nicht, hat es nie gegeben.' Der Abschied hat auch mit der letzten Silvesterfeier zu tun. Der Ratsvorsitzende und Mann einer 34-jährigen Frau, der immer wenig Zeit hat, kann nicht verstehen, weshalb ihm seine Frau davongelaufen ist - wahrscheinlich für immer. Und er erhofft sich Hilfe von Karras, der zu ihr fahren und für Klarheit sorgen soll. Und der lässt sich hineinziehen in diese Geschichte, sogar tief hineinziehen. Aber erst muss er diese Frau finden, ehe er mit ihr reden kann. Wo ist sie? Schlagworte:FBA Moderne und zeitgenössische Belletristik: allgemein und literarisch, FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FS Familienleben Umfang: 421 S. ISBN: 978-3-96521-701-0
Inhalt: Den Schriftsteller Günter Görlich kannte man in der DDR vor allem als Autor von vielgelesenen Kinder- und Jugendbüchern, deren Handlung im Schul- und Lehrermilieu spielten wie die beiden seinerzeit vieldiskutierten Romane 'Den Wolken ein Stück näher' (1971) und 'Eine Anzeige in der Zeitung' (1978). Bei seinem zweiten Buch, dem 1959 veröffentlichten Roman 'Die Ehrgeizigen' - der junge Görlich studierte damals im zweiten Jahr am Leipziger Literaturinstitut 'Johannes R. Becher' - ist das anders. Dessen Handlung spielt unter Lehrlingen, genauer gesagt Dreherlehrlingen - Paul und Jürgen sind 'Die Ehrgeizigen'. Nun ist Ehrgeiz nicht unbedingt etwas Schlechtes, eher im Gegenteil. Doch alle Dinge, die man übertreibt, können in das Gegenteil ihrer guten Absichten umschlagen ... Das Buch, das aus lange zurückliegenden Zeiten berichtet, in denen mit ziemlich harten (klassenkämpferischen) Bandagen gekämpft wurde, beginnt mit einer dramatischen Situation, in der Jürgen auf dem Eis einbricht und Paul seinem Freund das Leben retten muss - und das alles wegen eines Streits und einer lächerlichen Wette, ob der erfrorene Vogel auf dem Eis nun eine Elster oder eine Möwe war: So ein Dickschädel, der Jürgen. 'Die Wette gilt', hatte er gerufen und war losgelaufen. Dabei ging es nur um einen erfrorenen Vogel, der mit gespreizten Schwingen auf dem Eis lag. Wenn die Sonne schien, glänzte sein weißes Gefieder. Eine Elster sei das, hatte Jürgen behauptet. Dabei war's eine Möwe, das konnte man doch sehen. Kennengelernt hatten sich die beiden Freunde, die dem Lernaktiv 513 angehören, im September fünfundfünfzig, vor einem halben Jahr. Das war am ersten Tag ihrer Lehrzeit. Jürgen erinnerte sich noch genau an die erste Begegnung mit Paul, dem Abiturienten mit Auszeichnung, so groß und so erwachsen aussehend, man konnte ihn sich gar nicht als Lehrling vorstellen. Paul ist der Beste, gilt vielen allerdings auch als hochnäsig und eingebildet. Im Berufswettbewerb will Paul unbedingt die Goldmedaille erkämpfen, als es nur zur Silbermedaille reicht, ist er sehr enttäuscht. Seinem großen Ziel hatte Paul alles untergeordnet , seine Gruppe muss die beste sein, koste es, was es wolle. Sogar ein Betrugsvorwurf steht im Raum. Auch ansonsten sieht Jürgen seinen Freund Paul zunehmend kritischer, zumal als sie beide während eines FDJ-Einsatzes gegen ein Stahlhelmtreffen in Westberlin von der Polizei verhaftet, dann jedoch sehr unterschiedlich behandelt werden. Gab es da vielleicht geheime Verbindungen? Schlagworte:FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FS Familienleben, FXB Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Heranwachsen, FXD Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 465 S. ISBN: 978-3-96521-681-5
Inhalt: Die Titelgeschichte beruht auf einer ungewöhnlichen Idee: Der Mann, Franz Krug, war einst für die großen Paraden auf der Karl-Marx-Allee verantwortlich. Nun aber gab es bereits zum dritten Mal keine solchen Paraden mehr. Das ärgerte ihn. Aber nicht nur das: Franz Krug hatte sich am Abend über die Frau geärgert, wie so oft in der letzten Zeit. Sie hatte sich nach dem Abendessen den Mantel übergezogen und gesagt, dass sie zur Tochter fahre, die kleine Kristina sei wieder mal krank, und Constanze käme ja erst um Mitternacht nach Hause. Er ärgerte sich, weil seine Frau gerade heute zur Tochter gehen musste und ihn allein ließ. Er wusste erst gar nicht, was er tun sollte, ging dann entschlossen ins Schlafzimmer und holte die Uniform aus dem Kleiderschrank. Er befreite sie vom Plasteüberzug und hängte sie an den Schrank. Seine Uniform, die letzte, die er trug, bis sie ihn entließen. Die geflochtenen Schulterstücke glänzten, die Ordensschnalle hatte drei Reihen. Er strich behutsam über die Schnalle. Das ist mein Leben, dachte er. Ja, das ist mein Leben. Zum Teufel, das nimmt mir keiner weg. Dann kam dem Ex-NVA-Oberstleutnant ein höchst ungewöhnlicher Gedanke. Er zog sich seine Uniform an, die er das letzte Mal vor genau drei Jahren getragen hatte. Und er legte die rechte Hand an den Mützenschirm und sagte: 'Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik.' Er wird jetzt in seiner Uniform auf die Straße gehen. Er wird dorthin marschieren, wo er vor drei Jahren auch war in der Nacht vor der Parade. In 'SPUCK' VOR IHR AUS ...' wird ein Mann verhaftet. Und seine Tochter Tanja versteht das alles nicht. In 'KATARINA UND DIE BIRKE VOM HOF' beginnen in der neuen Nach-Wendezeit Bauarbeiten, auch auf dem Hof, wo die Birke steht. Und dabei stört die Birke ... In 'WAS WÄRE WENN ...' fragt sich Görlich, was wäre, wenn der aus der Kriegsgefangenschaft entlassene 21-Jährige 1946 nicht in Ludwigsfelde, sondern in Schleswig-Holstein gelandet wäre ... In 'EINE INSEL AUS TRÄUMEN GEBOREN IST HAWAII' geht es um Grundstücksfragen. 'NACHDENKEN ÜBER ANNA SEGHERS' zwingt den Autor auch zum Nachdenken über sich selbst. Außerdem präsentiert der Band die 1995 geschriebene Urfassung seines Stücks 'In der Kneipe zur deutschen Einheit' oder 'Das Fell versaufen'. Die zehn Szenen spielen in einer Berliner Kneipe in Prenzlauer Berg und in der damaligen Gegenwart - 1995 eben. Schlagworte:FXE Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Umwelt / Natur, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, FYB Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories Umfang: 179 S. ISBN: 978-3-96521-703-4
Inhalt: In einem Vorwort zu seinem Buch nimmt der Autor Bezug auf die Zeit des Schreibens: Da ich diese Zeilen zu Papier bringe, im Herbst 1992, ist in Europa Krieg, ist in Asien Krieg, in Afrika. Da ich diese Zeilen schreibe, ist die Welt erschrocken über das Niederbrennen der jüdischen Baracke im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen. Zu Beginn des Jahres 1991 reifte in mir der Plan, eine Geschichte zu schreiben, die nun gedruckt vorliegt. Sie heißt 'Die verfluchte Judenstraße'. Diese Geschichte, in der es um Menschliches und Unmenschliches geht - beides liegt im Krieg immer dicht beieinander -, spielt Anfang April 1945 in Görlichs Geburtsstadt Breslau. Einem bitterkalten Winter folgte damals ein sehr warmes Frühjahr. Er habe Erlebtes, so Görlich, als sehr junger Mensch grauenvoll Erlebtes, in die Erzählung hineingenommen, und habe eine ungewöhnliche Liebesgeschichte erfunden, die aber möglich gewesen wäre in dieser wahnsinnigen Zeit. Zugleich fragt der Autor nach dem Sinn und nach den Möglichkeiten von Literatur in der heutigen Zeit. Görlichs Geschichte spielt in Breslau, das mit wenigen Sätzen so charakterisiert wird: Aber weit im Rücken der Front vor Berlin war eine Stadt von den Russen fest eingeschlossen. Sie lag an der Oder und hieß Breslau. Schon seit Februar war sie eingekesselt und durch erbitterte Kämpfe arg zerstört. Die in der Stadt waren, Soldaten, Kinder und Frauen, alte Leute, dachten angstvoll an das nahende Ende. Sie wollten alle leben, überleben. Aber was wird sein, wenn die Russen die Stadt erobern? Vergeltung werden sie üben, Rache nehmen. Dann ist von zwei jungen deutschen Soldaten die Rede, beide waren Söhne von Lokomotivführern und beide waren im Januar siebzehn geworden, die in einem Keller in der Frontlinie im Süden der Stadt hocken - Hans Sawade und Herbert Sommerlatte. Nach ihrer Ablösung erfahren sie von einem besonderen Einsatz, den Oberleutnant Persicke befohlen hat. Aus einer Straße sollen sie dort noch lebende jüdische Mischlinge holen. In mäßigem Tempo fährt ihre Kolonne in Richtung Güterbahnhof. Dort lag die Judenstraße - die verfluchte Judenstraße. In der Wohnung im Haus Nr. 14 entdecken Sawade und Sommerlatte eine alte Frau und ihre Enkelin Eva. Und plötzlich kommt dem Soldaten Sawade das jüdische Mädchen schön vor ... Am Ende seines Vorworts schreibt Günter Görlich: 'Aber ein Buch, das man liest, fördert die Auseinandersetzung mit sich selbst, es weckt Emotionen. Ich glaube doch an die Möglichkeiten von Literatur.' Schlagworte:FRP Liebesromane in Uniform, FV Historischer Roman Umfang: 116 S. ISBN: 978-3-96521-705-8
Inhalt: Hier geht es erst einmal um Loth, Georg Loth. Der lebt allein, seit seine Frau Maria an einem Septembertag, vor drei Jahren, am 14. September, morgens, gestorben ist. Auf ihrem Grabstein steht: Maria Loth, geb. Musold, 1935 -1982. Seit kurzem hat Loth neue Nachbarn, Familie Krüger, von der er aber zuerst nur die Frau, Simone Krüger, eine Lehrerin, und die beiden Jungen Lars und Sven kennenlernt. Der Tod seiner Frau hatte Loth einsam werden lassen und ihn zum Rückzug aus dem Leben veranlasst. Auch seine beiden Kinder lebten schon lange nicht mehr in der Wohnung ihrer Eltern: 'Wir sind sechzig hier eingezogen, die Häuser standen fünf Jahre. Anna Buchhorn und ihre Nachbarn, die Sandows, waren hier Erstmieter. Wir waren damals sehr froh, dass wir die Wohnung bekamen.' Die Leere, die nach dem Tod Marias in Loth entstand, diese eisige Stille, in der er lebte, als wäre er allein auf einem unbewohnten Planeten, das konnte doch niemand begreifen. Besonders schmerzte es ihn, dass sein Sohn Alexander weggegangen war und jetzt in einer großen Stadt im Norden lebte und dort auf der Werft als Schweißer arbeitete. Maria hatte ausgeglichen, wenn Georg und Alexander ihre Fehden austrugen. Nach ihrem Tod gab es keine Fehden mehr. Georg erschienen alle Gründe für Streit und Aufregungen nichtig. Er lebte mit seinen Erinnerungen. Und dann bringt diese Familie Krüger, vor allem die Simone Krüger, wieder neuen Schwung in das einsame Leben von Georg Loth, der aus der Vergangenheit wieder in die Gegenwart zurückkehrt und der einen Entschluss fasst, der ihm allerdings nicht leicht fällt: Gegen Ende Oktober besserte sich das Wetter, die Meteorologen versprachen bis in die erste Novemberwoche hinein stille und ziemlich warme Herbsttage. Loth hatte noch Resturlaub, nahm das Wochenende dazu, und es kam eine Woche zusammen für seine Reise nach dem Norden. Wie würde der verloren Sohn den Vater aufnehmen? Würden sie wieder eine gemeinsame Sprache finden? Und dann geht es nicht mehr nur um Loth und seinen Sohn Alexander, sondern auch um eine gewisse Anke Schlewitt und ihre beiden Kinder, um Torsten und um Maria, die einen kubanischen Vater hat, dem sie aber keinen Brief schreiben wird, den Uwe mit nach Kuba nehmen könnte. Gemeint ist Uwe Krüger, den sein nächster Auslandseinsatz nach Kuba fliegen lässt. Und dessen großer Sohn Lars auf einen Silvesteranruf wartet. Und außerdem ist von Hauptstraßen und Umleitungen die Rede. Und Georg Loth, der scheint wieder auf der Hauptstraße zu sein. Schlagworte:FBA Moderne und zeitgenössische Belletristik: allgemein und literarisch, FS Familienleben, FT Generationenromane, Familiensagas, FXD Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 768 S. ISBN: 978-3-96521-713-3
Inhalt: Wie stellt man sich den Tagesablauf eines Schriftstellers vor? Er kann ziemlich genau eingeteilt sein, wie die ersten Sätze dieser Erzählung von Günter Görlich zeigen: Der Anruf kam um zehn Uhr dreißig. Robert Berger wusste das später so genau, weil er kurz vor dem Läuten auf die Uhr geschaut hatte. Eine Seite hatte er geschrieben, lag also gut in der Zeit. Es ist ein modernes Telefon, dessen Läuten ihn immer noch erschrecken lässt. Eine gewisse Überraschung ist ihm auch anzumerken, als er den Hörer für das erste Gespräch dieses Mittwochs abnimmt und sich meldet, ohne seinen Namen zu nennen: 'Spreche ich mit Herrn Berger?', fragte eine Männerstimme. Berger bejahte. Die Stimme klang gelangweilt oder müde. 'Hier ist die Direktion 3, Mitte. Kriminalpolizei, Kommissar Hinrich. Herr Berger, kennen Sie einen Jens Krause, oder auch Till Spiegel?' 'Ja', sagte Berger, 'ich kenne ihn, und mir sind auch beide Namen bekannt.' 'Sie sind der Schriftsteller Robert Berger?' 'Ja, ich war 's auf jeden Fall, und bin's wohl auch noch', antwortete Berger. 'Wir möchten Sie sprechen, Herr Berger', sagte der Kommissar, 'geht es morgen Vormittag?' Berger reizte die Stimme am Telefon. 'In welcher Angelegenheit?', fragte er. 'In der Sache Jens Krause oder Till Spiegel', meinte der Kommissar. 'Was ist mit Jens Krause?' 'Jens Krause ist tot.' Wie Berger weiter erfährt, weiß auch die Polizei noch nicht, ob es ein Unfall oder ein Verbrechen war. Aber sie hätten einen angefangenen Brief an ihn gefunden, und im Notizbuch stünden seine Adresse und seine Telefonnummer. Deshalb wollten sie ihn sprechen - morgen um elf in Dienstzimmer des Kommissars. Berger beginnt sich an den jungen Kollegen zu erinnern, der gerade dreißig geworden war. Er hatte sich gegen manche Widerstände für die außerordentliche Begabung dieses Mannes und das Veröffentlichen seiner Bücher eingesetzt. Ihm hatten vor allem zwei Dinge gefallen: Der junge Mann schrieb Prosa, eine lakonische, erstaunlich dichte Prosa. Berger schrieb auch Prosa. Und den Älteren beeindruckten die Ehrlichkeit des jungen Schreibers, seine Versuche, hinter die Dinge zu kommen. Für Diskussionen sorgte besonders eine Erzählung: In 'Requiem für Sandra' ging es um Sehnsüchte, Träume, Enttäuschungen und den Selbstmord einer Studentin. Ein Thema, über das auch Berger einmal geschrieben hatte. Und jetzt war Jens Krause tot. Hatte er sich auch selbst umgebracht? Oder war es Mord? Später bekommt Berger einen Aktenkoffer mit brisanten Aufzeichnungen. Schlagworte:FHP Politthriller/Justizthriller, FS Familienleben, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 379 S. ISBN: 978-3-96521-715-7
Inhalt: Eva warnt ihren Mann: Du brauchst nicht eifersüchtig zu werden. Wäre dumm. Der andere Mann, um den es bei dieser Bemerkung geht, das ist ein neuer Lehrer, der vor zwei Jahren an die Schule gekommen war - Ein kluger, gut ausgebildeter Mann und vor allen Dingen, das musste ich bald zugeben, eben auch ein Lehrer mir Leib und Seele, wie ihn sein Kollege Kähne beurteilt, der Erzähler der Geschichte und der Mann von Eva. Vor zwei Jahren, Mitte August, war Manfred Just in der kleinen Stadt L. an unserer Schule aufgetaucht. Er war nicht zu übersehen, schon sein Äußeres sorgte dafür. Das gefiel mir nicht besonders. Auch Karl Strebelow teilte meine Meinung. Oder ich seine. Ich weiß nicht mehr genau, sprachen wir zunächst über Justs Äußeres oder über seine für unsere Begriffe hemmungslose Neugier, mit der er Kollegen, Schüler, Wandzeitungen, die Einrichtungen des Lehrerzimmers, überhaupt alles in unserer Schule musterte und begutachtete. Sein Äußeres? Weiße Flanellhosen, zitronengelbes Hemd, offener Kragen und ein buntes Seidentüchlein um den Hals gebunden. Die Haare blond und für einen Lehrer etwas zu lang. In dieser Aufmachung stand er da oder schlenderte umher, sah sich alles an und hatte immer ein leichtes Lächeln im Gesicht. Manfred Just, Oberlehrer, Geschichte, Geografie, Staatsbürgerkunde. Wird in diesen Fächern unterrichten, wie er vorgestellt wurde, kam von der berühmten Einstein-Schule, einer Erweiterten Oberschule in P., eine Bahnstunde von seinem jetzigen Arbeitsort an der 6. Oberschule in L. ( einer stinknormalen Schule) entfernt, aber weshalb er versetzt worden war, erfuhren seine neue Kolleginnen und Kollegen nicht. Ein Abstieg? Just fällt aber nicht nur durch seine Kleidung auf, sondern auch durch seine Art des Unterrichts auf und durch seine Fragen, die zum Diskutieren reizen. Just bringt Unruhe in die Schule. In einer 'besonderen Mission' soll ihn Kähne unter Beobachtung halten. Und dann das: 'Woran ist er gestorben?', fragte ich ungeduldig. 'An einer Überdosis Tabletten', sagte Karl Strebelow nüchtern. Ich glaubte, mich verhört zu haben. 'An Tabletten?' 'Ja, an einer Überdosis. Zuviel hat er geschluckt.' 'Er hat sich das Leben genommen?' 'Eine Anzeige in der Zeitung' war auch vom DDR-Fernsehen verfilmt und erstmals am 7. September 1980 ausgestrahlt worden - mit Alexander Lang als Manfred Just, Hans Teuscher und Christine Schorn als Herbert Kähne und Eva Kähne sowie Kurt Böwe als Schuldirektor Karl Strebelow. Schlagworte:FBA Moderne und zeitgenössische Belletristik: allgemein und literarisch, FRD Moderne und zeitgenössische Liebesromane, FXD Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 475 S. ISBN: 978-3-96521-717-1
Inhalt: Dieser dicke, mehr als 400 Seiten starke Roman hat einen programmatischen Titel, der unbestritten auch mit den ganz eigenen biografischen Erfahrungen des Autors zu tun hat, der selbst im Mai 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten war, zu Arbeitseinsätzen im nördlichen Ural eingesetzt, im Oktober 1949 nach Ost-Berlin entlassen wurde - dem Gründungsmonat der DDR, deren Entwicklung er von Anfang an miterlebt und auch mitgestaltet hat. Sein dickes Buch beginnt allerdings noch in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft, wo, Martin Stein, geboren fünfzehnter März neunzehnhundertachtundzwanzig, Feldarbeiten zu verrichten hat. Es ist 1947, Anfang Dezember. Martin arbeitet im Kartoffelbunker. Und er fürchtet sich vor dem kommenden, harten Winter im Ural. Zu Weihnachten kommt er in den Schacht, wo die 'Woijna plenni' im Hauptschacht Nr. 1 im Kombinat 'Stalinkohle' eingesetzt sind, um Steinkohle zu fördern. Auf der Förderbühne herrscht ein Gedränge wie vor der Kantine. Martin wird in den Förderkorb hineingedrückt, gegen ein Gitter gepresst, kommt sich vor wie ein Hammel, der zur Schlachtbank gebracht wird. Als es in die Tiefe geht, versucht er in den Knien zu federn, vergisst das aber, weil der Ohrendruck so stark wird, dass er Angst bekommt. Im Kriegsgefangenenlager lernt er auf zunächst unsympathische Weise auch den früheren deutschen Unteroffizier Morenz kennen, einen waschechten Berliner, der sich auf die andere Seite geschlagen hat und ihn zum ersten Mal mit sowjetischer Literatur bekanntmacht, der eher als Martin nach Hause, nach Berlin entlassen wird, und der in seinem Leben noch eine große Rolle spielen wird - auch wenn sich Heimkehrer Martin nicht immer so verhält, wie es sein älterer Freund von ihm erwartet. Martin hat noch manches zu verkraften in seinem neuen Leben im 'fremden Land', darunter den neuen Mann an der Seite seiner Mutter, die Bekanntschaften und ersten sexuelle Erfahrungen mit jungen Frauen wie der Kellnerin Erna und mit Margot, die er erst zufällig trifft, wieder verliert und zu seinem Glück wiedertrifft. Und alles scheint gut zu werden in dieser schwierigen Zeit in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Doch dann trifft Martin eine Entscheidung, die Margot nicht gefällt, und sein Freund und Förderer Morenz kommt in überraschende Schwierigkeiten - nicht zuletzt mit seinen eigenen Genossen, die ihn für einen Verräter halten (müssen). Schlagworte:FJMS Kriegsromane: Zweiter Weltkrieg, FRP Liebesromane in Uniform, FS Familienleben Umfang: 805 S. ISBN: 978-3-96521-721-8
Inhalt: Diese Erinnerungen sind keine Beichte, sondern eine kritische Bilanz. Ihr Titel spielt auf eines seiner Erfolgsbücher zu DDR-Zeiten an. Hier also 'Keine Anzeige in der Zeitung'. Das spannend, mit Aufmerksamkeit und Respekt für den Autor, aber auch mit manchen Einwänden und Zweifeln zu lesende Buch beginnt ungewöhnlich und in Hamburg: Das ist eine seltsame, fast unwahrscheinliche Geschichte. Im Sommer 1994 sitzt ein Mann an einem Holztisch, Fabrikat danbo-Möbel, in einer kleinen Wohnung in Hamburg. Die befindet sich in einem Haus in der Englischen Planke. Der Mann ist zu diesem Zeitpunkt sechsundsechzig Jahre alt und hat die Absicht, aufzuschreiben, wie sein Leben so war, also die fälligen Erinnerungen zu liefern. Der Gedanke, seine Erinnerungen aufzuschreiben, war dem Mann schon früher gekommen, gleich nach dem Bruch in seinem Leben. Den haben viele erlebt, sehr viele, jeder auf seine Weise. Aber es wurde darüber so vieles geschrieben. Und so schnell. Das war dem Mann unheimlich, denn er hatte manches davon gelesen. Weniges fand seinen Beifall. Aber das hat nicht viel zu sagen. Der Mann am Holztisch in der kleinen Wohnung in der Englischen Planke ist der Autor. Sein Lebensweg hatte am 6. Januar 1928 in Breslau begonnen, über die sowjetische Kriegsgefangenschaft in den sowjetischen Sektor Berlins geführt, der sich in den Tagen seiner Heimkehr in die Hauptstadt einer Deutschen Demokratischen Republik verwandelte. Und am Werden und Untergehen dieser deutschen Republik war er beteiligt. Im Buch kann man viel Familiäres und viel Politisches aus dem Leben dieses Schriftstellers und Kulturfunktionärs erfahren, der auf merkwürdige Weise in ein hohes Parteiamt gelangte und zum Zeitpunkt der Niederschrift verwundert-zornig auf die Ereignisse des zweiten Halbjahres 1989 blickt, die zum Untergang des Sozialismus in der DDR führten. Wie und warum es dazu kam (oder kommen musste) hat vielleicht auch mit einer Anekdote zu tun, die Görlich über seinen Erfolgsroman 'Eine Anzeige in der Zeitung' berichtet: Ich weiß heute, es gab Bemühungen, meine Geschichte zu verhindern. Es ist nicht gelungen. Vielleicht, weil ich Margot Honecker das Manuskript zu lesen gab, und sie entschied sich für die Geschichte. Wer wissen will, wie es damals gewesen ist und wie er gewesen ist, der sollte bis zu den letzten Sätzen dieser bitter-hoffnungsvollen Memoiren durchhalten: Diese Episode an der Mauer der Kommunarden hat er nicht erfunden, sie hat sich so zugetragen. Schlagworte:FS Familienleben, FXD Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Liebe und Beziehungen, FXL Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Tod, Trauer, Verlust, FXP Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik Umfang: 608 S. ISBN: 978-3-96521-719-5
Inhalt: Günter Görlich, ein lebens- und schreiberfahrener Mann, hat immer gern Liebesgeschichten geschrieben. Auch das hier ist eine Liebesgeschichte - allerdings eine über eine 'Unbequeme Liebe'. Was kann an einer Liebe unbequem sein? Was ist da passiert? Thomas schob das volle Schnapsglas fort. Der Wodka roch wie Spiritus. Und noch vor einer Stunde war ihm der Schnaps wie ein Labsal vorgekommen. Er hätte am liebsten das Fenster aufgestoßen, um den dumpfen Schädel im Regen zu kühlen. Blöder Satz: Das Herz ist wie eine offene Wunde. Hartnäckig haftet er im Kopf und ist doch Kitsch. Wieso Kitsch? Man kann diesen Zustand auch so beschreiben: Zwei waren fast drei Jahre zusammen, man sagt, die haben sich geliebt, haben miteinander geschlafen, es war schön und angenehm. Und nun ist alles vorbei. Man ist aber ein moderner Mensch, hat Prinzipien. Es ist eben vorbei, weil eine nicht mehr will, wahrscheinlich ist ein anderer gekommen, und mit dem will sie jetzt. Das ist, nüchtern gesehen, der Sachverhalt. Was hat das Herz damit zu tun? Angefangen hatte alles bei einem Volleyballspiel, bei dem er als Volksarmist auf Urlaub für jemanden anderen einsprang: Die Mannschaft, in die er so kurzerhand eingeordnet worden war, sammelte Punkte. Er beobachtete genau die Spieler auf der anderen Seite. Unter denen war ein blondes Mädchen in einem gelben Bikini; wenn ihr heller Schopf über dem Netzrand auftauchte, war er auf alles gefasst. Auch das Mädchen blickte manchmal prüfend zu ihm herüber. Er merkte sich ihren Namen. Ingrid. Damals hatte er sich in Ingrid, die Pädagogikstudentin, verliebt. Jetzt war es Pfingsten. Pfingstsonnabend. Und der Brief musste geschrieben werden. Sie wollte bei der Wahrheit bleiben. Ja, sie hatte einen neuen. Horlander heißt der. Er ist Schuldirektor und kennengelernt hatte sie ihn bei einer Art zusätzlichen Schulpraktikums. Anfangs gefiel er ihr gar nicht - zumal er ein kleines Kadergespräch mit ihr führte: 'Lohnt sich nicht bei mir', sagte Ingrid, 'sehr durchschnittlich alles. Studiere jetzt bald vier Jahre. Werde wohl, nach meinen bisherigen Erfahrungen in der Praxis, nur die Hälfte davon gebrauchen können. Habe einen Freund mit Motorrad. Nun, das wär's. Vielleicht noch eins: Bin im FDGB, im DTSB, in der FDJ und in der DSF. In den beiden letztgenannten Organisationen habe ich Funktionen.' Ingrid starrte auf den weißen Bogen, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag. Plötzlich begann sie zu schreiben, so rasch, als hätte sie keine Zeit mehr. Umfang: 370 S. ISBN: 978-3-96521-707-2
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